Dr. med. Friederike Graunke über Vorurteile zum Thema Botulinum
Hatten Sie auch Vorurteile gegenüber Botulinum ?
„Natürlich! Eine Mutter die nicht mehr böse schauen kann, war in meinen Augen pädagogisch nahezu unbrauchbar. Meine Neugier und immer stärker sichtbarere Falten waren dann schließlich doch stärker. Außerdem war es mir darüber hinaus wichtig meine eigenen Erfahrungen zu machen, sonst ist eine Beratung bezüglich Faltenbehandlung mit Botulinum auch absolut unglaubwürdig. Mir war ganz mulmig, doch der Effekt überzeugt eben.
In puncto Kindererziehung habe ich keine Einschränkungen festgestellt, Emotionen lassen sich trotz Botulinum auch an Kinder problemlos transportieren. Ich traf mich einige Monate später mit früheren Arbeitskolleginnen und diese waren sich alle einig, dass ich nach dem Jobwechsel nun ganz offensichtlich deutlich weniger arbeiten würde als früher – so wie ich aussehe! Sehr lustig, wobei sich mein Arbeitspensum deutlich erhöht hatte! Aber diese Begebenheit beschreibt sehr treffend den Effekt – ein Gesicht wirkt freundlich und entspannt, unaufgeregt und offen – genau das hat eine tolle Wirkung!“
Was ist ihre Meinung zu sogenannten „Botoxparties“?
Erst mal ist „Botox“ ein Markenname eines Präparatherstellers. Die richtige Bezeichnung wäre eigentlich „Botulinumtoxinpartys“ oder „Unterspritzungspartys“. Ich stehe diesen Veranstaltungen sehr kritisch gegenüber. Ich kann verstehen, dass es Freude bereitet im Kreise von Freunden oder in einer schönen Location, oder einem Fest oder Party mit Botulinum behandeln zu lassen, doch schwingt hier eine Leichtfertigkeit mit, die ich fern ab jedes Verantwortungsgefühls sehe.
Es handelt sich bei Botulinum immer noch um eine Substanz mit welcher immer richtig umgegangen werden muss um ihr Potential auszuschöpfen. Eine falsche Handhabung oder eine Verabreichung in einer Umgebung die den hygienischen Standards nicht entspricht, kann schwerwiegende Folgen haben. Ich halte sie daher für sehr gefährlich. Zumal das Ergebnis einer solchen Behandlung nicht umgehend sichtbar ist, sondern bis zu 2 Wochen benötigt um seine Wirkung zu entfalten.
Was passiert, wenn man nicht nachspritzt ?
Botulinum hält beispielsweise im Bereich der Zornesfalte bei den meisten Patienten 3-6 Monate. Die Wirkung nimmt nach dieser Zeitspanne sehr langsam und stetig ab. Ist das Botulinum vollständig abgebaut ist die Muskulatur in diesem Bereich wieder beweglich und es wird sich an dieser Stelle wieder die sogenannte Zornesfalte bilden.
Nicht sofort, also der Faltenglättende Effekt von Botulinum wird noch einige Zeit weiter anhalten, obwohl die Bewegung der Muskulatur wieder voll funktionsfähig ist. Wird dann nicht erneut Botulinum gespritzt, werden die Falten wie zuvor werden. Es gibt also keine akute Verschlimmerung des Faltenbildes wenn Botulinum nicht umgehend wieder aufgefrischt worden ist.
Sucht nach Unterspritzungen: Bestehen Risiken, dass es „immer mehr“ wird?
Dieses Suchtbild ist mir bekannt, jedoch ist dies extrem selten. Es gibt durchaus Behandlungen die einen gewissen „Suchtfaktor“ haben, wie z.B. die Wangen vergrößern mit Hyaluronsäure. Dieser Effekt ist so wunderbar und kann ein Gesicht immens positiv verändern, dass ich vor der Behandlung immer wieder darauf hinweise dass hier eine gewisse Sucht entstehen kann.
Da eine solche Unterspritzungsbehandlung der Wangen jedoch 1-2 Jahre anhält, ist die Behandlungsfrequenz überschaubar. Liegt tatsächlich eine „Sucht im medizinischen Sinne“ vor, so muss dies von Seiten des behandelnden Arztes erkannt werden und darf zu keinem Zeitpunkt bedient werden.